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Die Geschichte von Orna BirnbachPresseschau |
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In der dreiteiligen ARD-Dokumentation "Schlachtfeld
Deutschland" kommt auch Orna zu Wort und berichtet über die
Deportation von Thüringen nach Bergen-Belsen und ihre Erlebnisse
dort. Auf der Website des Rundfunk
Berlin-Brandenburg findet sich ein Auszug, sowie ein Videoausschnitt
aus der Sendung mit Orna Birnbach. |
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Orna Birnbach: "Ich wollte leben !" |
erschienen am: 30. August 2004
in: ???? |
Zeitzeugin über das KZ Auschwitzvon Gunda StegemannLimburg. "Vier Monate war ich in Auschwitz. Aber die kamen mir vor wie vier Jahre. Und ich hin immer noch dort", sagt Orna Birnbach aus Tel Aviv. "Was ich erleben musste, kann ich nicht vergessen. Und ich habe mit geschworen, dass ich nicht schweigen werde über das, was ich gesehen habe." Sie ist eine der wenigen Überlebenden der Shoah, die heute noch als Augenzeugen von dem berichten können, was Deutsche vor 60 Jahren Kindern, Frauen und Männern angetan haben, Auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische-Zusammenarbeit sprach sie vor zahlreichen Jugendlichen und Erwachsenen über ihren Leidensweg. 1928 in Polen geboren, habe sie bis zu ihrem |
![]() Orna Birnbach hat als Kind die Schrecken von Auschwitz erlebt. In Limburg unterhielt sie sich mit Jugendlichen aus dem Nassauer Land, die das ehemalige Konzentrationslager selbst schon besucht haben. [Foto: Stegemann] |
elften Lebensjahr
eine glückliche Kindheit gehabt. Doch plötzlich sei alles anders geworden,
sagt Birnbach. Es war 1939, Polen wurde besetzt. Die ersten Juden seien erschossen worden. Nur fünf Wochen nach Kriegsausbruch habe es in ihrer Stadt bereits 80 Tote gegeben. Die Familie sei nach Tarnow geflüchtet. Am 11. Juni 1942 seien die Pässe aller Juden in Tarnow überprüft worden. Wer einen Stempel hatte, erhielt Arbeit, die anderen wurden abtransportiert -- angeblich, um in der Landwirtschaft zu arbeiten. Aber es habe bereits Gerüchte über Gaskammern gegeben. "Im Morgengrauen kamen der Oberscharführer der SS, Hermann Blache aus Bochum, und sein 16-jähriger Sohn Gerald. Sie zerrten meinen Opa auf den Hof. Ich stand am Fenster, Sie soffen, machten Wit-ze und erschossen ihn einfach so. Das war mein erstes Trauma", erzählt Birnbach. Als die nächste Aktion bevorstand, habe ihr Vater seine Familie in einem Bunker versteckt. Damit sie nicht gefunden würden, habe er drei SS-Offiziere mit Diamanten und Gold bestochen, die das Versteck auch tatsächlich behütet haben. In dem Keller habe es Mäuse und Ratten gegeben. Um, die Kinder zu beruhigen, hätten die Mütter ihnen Schlafmittel gegeben. Als das Getto Tornow 1943 aufgelöst wurde, kam Orna mit ihrer Familie ins Getto Plaszow bei Krakau. Sie berichtet, wie die Kinder geholt und nach Auschwitz abtransportiert wurden. Dabei habe man laut Kinderlieder gespielt. "Die Eltern haben geschrien", sagt sie. "Wir haben sie festgehalten." Im August 1944 wurden Orna und ihre Mutter nach Auschwitz deportiert. "Auschwitz sah ganz anders aus als heute. Der Himmel war rot von den Flammen und schwarz vom Ruß. |
Wir waren das erste Mal getrennt von
den Männern. Viele kamen schon tot an. Ich denke, einige hatten vielleicht
etwas eingenommen, um das nicht mehr erleben zu müssen, was dann kam",
sagt sie. "Ich hatte solche Angst uns meine Mutti. Sie war erst 42, aber
für die Verhältnisse dort war sie schon alt. Vor uns war eine lange Kolonne.
Eine Kapelle empfing uns mit Marschmusik, Hunde bellten. Wir wurden selektiert:
Wer nach links geschickt wurde, kam in die Gaskammern. Wer nach rechts
geschickt wurde, kam ins Lager zum Arbeiten. Wir mussten uns entkleiden
und unsere Sachen auf einen Haken hängen. Dann stieß man uns in die Dusche.
Wir wussten, dass dann Zyklon B von oben eingestreut wurde. Es war schrecklich.
Unfassbar! Ich wollte leben. Ich dachte: Wer wird meinem Onkel in Paris
erzählen, was mit uns geschehen ist? Wer wird den Menschen in der Welt
davon berichten? Ich hatte nicht nur Angst vorm Sterben. Vor allem hatte
ich Angst, dass keiner davon erfahren würde, was hier los ist. Ich schwor
mir: Wenn ich das überleben würde, nicht zu, schwei-gen. Ich schrie. Meine
Mutti sagte, ich solle mir vorstellen, wir wären alt. Dann kam kaltes
Wasser." Anschließend habe man ihr die Haare geschoren und ihr eine Nummer eintätowiert: 20713. Von da an sei sie namenlos gewesen, identitätslos, nur eine Nummer. Kälte, Hunger, Läuse, Wanzen, Steine zum Krematorium und zurück schleppen, während Beethovens Neunte gespielt wurde. Immer wieder Selektionen. Säuglinge seien lebendig ins Feuer geworfen worden. um Kugeln zu sparen. |
Ende 1944 sollte Auschwitz geräumt werden,
so Birnbach. Aber auf dem Transport ins Arbeitslager nach Thüringen sei
nicht ausreichend Platz für alle gewesen. Omas Mutter habe in Auschwitz
bleiben müssen. "Mir gefror das Blut in den Adern. Ich bettelte, doch
Mengele sagte: Bleibst du bei ihr werdet ihr Immer zusammen sein" Ihre
Mut-ter habe ihr zugerufen: Geh, lebe! "Und ich wollte leben", sagt
sie "Andere haben sich anders entschieden. Ich kann es auch nicht erklären.
warum ich nicht bei ihr geblieben bin. Nach dem Krieg habe ich nicht nach
ihr gesucht". Ich schrieb meinem Onkel in Tel Aviv dass sie in Auschwitz
vergast wurde. Er schrieb zurück: Deine Mutter lebt. Ich war so froh."
Für die 20 verbliebenen Frauen habe sich der Aufwand der Vergasung nicht
gelohnt. Im Januar 1945 sollte Omas Mutter mit auf den Todesmarsch. Aber
sie war zu schwach Sie weigerte sich zu geben und versteckte sich mit
anderen im Keller eines Krematoriums. Am 27. Januar habe die Rote Armee
sie gefunden und gerettet. Orna selbst wurde am 15 April 1945 im Konzentrationslager
Bergen-Belsen von den Engländern befreit. Sie wog nur noch 32 Kilo. Nach dem Krieg hat Orna Birnbach in fünf Prozessen als Zeugin ausgesagt, unter anderem gegen Hermann Blache. "Jeder muss erfahren, was vor 60 Jahren Menschen Menschen angetan haben." Noch bis Freitag spricht Orna Birnbach vor Schülern und Erwachsenen in Diez, Limburg und Westerburg (wir berichteten in der Samstagsausgabe). |
Nachfolgend einige Links zu Berichten über
Orna Birnbachs Vorträge in Deutschland: Mai 2006 Infocafe "Der Winkel" über den Besuch im Flämig Gymnasium in Belzig Volksstimme über den Besuch in Wernigerode September 2005 HS-RS Pingel Anton / Galgenmoor in Cloppenburg November 2005 Oldenburgsche Volkszeitung über den Besuch im Gymnasium Damme November 2004 Oldenburgsche Volkszeitung über den Besuch der Marienschule Lohne September 2003 Berufsbildende Schulen am Museumsdorf Cloppenburg Albertus Magnus Gymnasium, Friesoythe |
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