Israel 1987
Vorträge und Diskussionen zum Holocaust6. Tag, Montag, 20. Juli 1987Tel Yitzhak |
![]() Bericht von Thorsten und Anita |
Nach einer endlosen Nacht, fiel
es allgemein schwer sich auf 3 verschiedene Holocaust Themen einzustellen,
die eigentlich über 3 Tage verteilt sind. Herr David Cochavi, Geschichtslehrer,
ergänzte die Ausführungen von Frau Bergmann über das Massuah Institut.
Politische Witze waren zu der Zeit besonders häufig; z.B.: "Papa, wer
sind die größten Verbrecher der Welt?" "SS, mein Sohn, davon spricht man
nicht beim Essen!" Durch die Vorbildung in der Schule brachte sein Holocaustbericht
nichts wesentlich Neues. Der Dokumentationsfilm "Nacht im Neben" erschreckte
viele durch die grausamen Bilder. Als Grund sehe ich die Fotos vor mir,
die jeder kennt, zur Bewegung wurden (z.B. die übereinanderfallenden,
leblosen Körper). Als Zeitzeugin hat Orna Birnbach viele Grausamkeiten erlebt, die sie vollständig erst 1974 nach ihrer Zwangsvernehmung in einem Naziprozeß wiedergeben konnte. Die in Lettau (Pommern) geborene Jüdin ist heute 59 Jahre alt und Großmutter. Mit Leuten ihrer Generation kann sie heute noch kein Gespräch führen, bei uns aber war sie bereit zu reden und forderte uns immer wieder auf, Fragen zu stellen. Es wird klar, daß dieses "wir haben von allem Nichts gewußt", ein Vorwand ist, um a) das Wenige, was man wirklich wußte, in der Schublade versinken zu lassen und b) bis heute an eine umfassende Information gar nicht erst denken zu müssen. Ich finde aber, daß Tel Yitzhak gerade ein Ort für die Generation unserer Eltern ist. Wenn die die Vergangenheit aufgearbeitet hätten, wären wir heute einen Schritt weiter. Als Robbo Wachs über die sozialpolitische Entwicklung des Antisemitismus redete, machte er uns klar, daß der Antisemitismus durch die christliche Heilslehre (betet für die treulosen, heimtückischen Juden) ein gewachsener Prozeß ist. In Zeiten großer Arbeitslosigkeit war es einfach, die Betroffenen durch das Feindbild "Jude" aufzustacheln, was schon seit dem Mittelalter gang und gäbe war, um politische Schwächen zu vertuschen. Was uns wichtig erscheint, daß Antisemitismus ungleich Türkenhaß ist. Warum? Und zwar, weil die Juden unter Hitler keine Chance hatten. Sich anzupassen, wie konvertieren oder politische Zurückhaltung brachte nichts. Politisches Ziel war es, eine Rasse systematisch auszurotten. Aus dem Holocaust gibt es laut Avi Ribnicky für die Juden nicht nur eine Konsequenz; eben nicht nur Toleranz, sondern auch deren Umkehr. Das ist das, was jeder in der Gruppe nachvollziehen konnte, ebenso die Tatsache, daß sich an der deutschen Einstellung zum Thema Holocaust wenig ändern wird. |
![]() Auf dem Gelände des Massuah Institutes im Kibbuz Tel Yitzhak ![]() Orna Birnbach bei einer Vortragsreise in deutschen Schulen im Jahr 2000 Die Geschichte von Orna Birnbach ![]() Diskussionen bis spät in die Nacht |
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