Israel 1993
Schicksalsfragen2. Tag, Mittwoch, 30. Juni 1993Haifa |
![]() Berichte von Michael, André und Aléxandros |
Unser erster voller Tag in Israel bzw. Haifa begann morgens mit einem Einführungsgespräch mit dem Leiter des Ruthenberg Institutes. Levi Cohen, in Deutschland geboren, auch ein Mitarbeiter des Ruthenberg Institutes, lebt nach der Flucht aus Deutschland, schon seit der Gründung Israels in Israel. Von jedem etwas hatte Levi erzählt, ob das nun was von der Gründung Israels war oder vom 6 Tage Krieg. Uns schien das richtig zu interessieren und obwohl die Räume im Institut, in denen wir die Gespräche hatten, nicht so recht klimatisiert waren, hielten wir es trotzdem noch bis zum Mittag aus, und hatten danach den ersten Kontakt mit dem Strand von Haifa und mit den Feuerquallen im Wasser, die uns mehr oder weniger den | ![]() Eine müde Truppe beim Vortrag |
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A.... verbrannten. |
Stichwort: Rutenberg Institut
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Am späten Nachmittag hatten wir dann das Gespräch mit Ester Golan, die uns ihren sehr interessanten, aber auch traurigen Lebenslauf detailhaft schilderte. Danach direkt, berichtete uns ein junger, israelischer Offizier der Reserve, der gerade sein Studium angefangen hatte, von seinen Erlebnissen bei seinem damaligen Militärdienst und seinen Streifengängen im Ghaza Streifen. Er ließ nicht einmal die Vor- und Nachteile des israelischen Militärs aus. Nach dem Gespräch blieb der Stadtbummel in der City von Haifa nicht aus und für einige ging dann die "Lutzy" erst richtig ab, im Rahmen eines trinkfreudigen Abends. |
Träger des Institutes ist die im Jahr 1942
gegründete Pinchas Rutenberg Stiftung für Jugenderziehung.
Das Institut ist eine unabhängige Studien- und Begegnungsstätte.
Sein Auftrag ist die Förderung der Jugendarbeit auf nationaler
und internationaler Ebene und die Annäherung und Verständigung
zwischen der Jugend Israels und anderer Länder. In Zusammenarbeit
mit öffentlichen Stellen werden Seminare, Vorträge und Diskussionen
veranstaltet. Dabei hat sich im Laufe der Jahre der deutsch-israelische
Austausch als Schwerpunkt heraus gebildet.
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Der 1. Tag in Israel. - Unser 1. israelisches Frühstück war ganz gut, es gab nur keine Brötchen und keine Wurst. Dann irgendwann nach 10.00 Uhr, nachdem wir auf Joachim gewartet haben (nicht seine Schuld, Eldan hat geschlampt) wurden wir von Hanna und Joav auf Englisch eingewiesen und über unser Programm aufgeklärt. Levi Cohen war dann der nächste Mensch, der uns irgend etwas über die Integrationsprobleme von jugendlichen jüdischen Einwanderern erzählte. Anschließend gab es endlich wieder etwas zu essen, leider keine Suppe. Besonders beeindruckend war Ester Golan, als sie Anja in den Arm nahm (Etwas das andere Leute auch gerne getan hätten). Dann gab es endlich Abendessen mit Suppe. Um 21.00 Uhr sollten wir dann mehrere israelische Jugendliche treffen. Aber es kam nur ein Student, der uns etwas über die Armee erzählte, natürlich auf Englisch. Fazit des Tages: echt nichts passiert. Anmerkung von Aléxandros: Warum wir von diesem Tag zwei Berichte haben, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es ist interessant zu sehen, wie sich die Berichte unterscheiden. Ich möchte dem noch eine dritte Variante hinzufügen, weil ich finde, daß die Persönlichkeiten des Tages in den beiden vorherigen Berichten nicht ausreichend gewürdigt wurden. Mit einer beeindruckenden und erschütternden Lebendigkeit hat uns Ester Golan von ihrer Jugend im Dritten Reich berichtet. Vor allem weil ihr Bericht kein Abklatsch der immer wieder und wieder zitierten Greueltaten war, sondern ihr persönliches Einzelschicksal, zog sie uns in Ihren Bann und machte den Horror für uns um so deutlicher. An ihrer Persönlichkeit war bemerkenswert, daß sie mit ihrer Schilderung keine generelle Anklage verband, ich denke, das ist es gewesen, was sie für unsere Gruppe als Zeitzeugin so wertvoll gemacht hat. Denn nur allzu oft muß sich unsere Generation nach derartigen Berichten fragen "Und was habe ich damit zu tun, warum werde ich angeklagt?". Einige von uns hatten ein paar Tage später die Gelegenheit Ester Golan noch einmal privat zu besuchen und das Gespräch zu vertiefen. Unser junger Offizier Amir hat mir ein wenig Leid getan. Da außer ihm niemand gekommen war, sah er sich auf einmal alleine uns gegenüber. Leider war das Interesse der Gruppe am Thema Militärdienst gering, dabei zeigen sich gerade hier erhebliche Unterschiede in der Erlebniswelt der jungen Erwachsen und es wäre sicher interessant gewesen, das näher zu beleuchten. Es mochte aber auch an der späten Stunde gelegen haben und an der um sich greifenden geistigen Erschöpfung, daß die Diskussion nur schleppend verlief. |
![]() Am Strand ![]() Schlachtfest am Abend ![]() Ester Golan ![]() Diskussion mit Amir |
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