Israel 1993
Wandler zwischen den Welten10. Tag, Donnerstag, 08. Juli 1993Jerusalem |
![]() Bericht von Aléxandros |
Der Tag heute war in zwei grundverschiedene Blöcke unterteilt.
Auf dem Programm standen die Besichtigung der Altstadt und Yad Vashem.
Zur Vervollständigung muß gesagt werden, daß wir mit einem der Ford Busse
in die Stadt fuhren, kurz alle möglichen Dinge (Post, Bank etc.) erledigten
und dann zu Fuß zum Damaskus Tor liefen. Dort war Markt und Joachim forderte
uns auf, diesen eine Weile zu beobachten. Als erstes fiel ein alter Mann
mit Samovar auf, der süßen Tee verkaufte (Joachim: "schmeckt nicht").
Wenn gerade keine Kunden da waren, machte er mit einer Glocke auf sich
aufmerksam. Ansonsten herrschte das übliche Gedränge zwischen dem unüberschaubaren
Angebot an Waren. Das änderte sich auch nicht innerhalb der Altstadtmauer.
An den meisten Ständen verkauften Männer und Jungen (teilweise jünger
als 10 Jahre), die mit lautem Geschrei auf sich aufmerksam machten. Nur an wenigen (Stände wäre dazu zuviel gesagt) Kisten oder Säcken saßen Frauen und boten schweigend oder mit der Nachbarin tratschend, Obst oder Gemüse an. Diese Frauen trugen allesamt bunte (aber dunkle Grundfarben) Gewänder und Kopftücher. Die weiblichen Marktbesucherinnen boten ein wesentlich vielseitigeres Bild. Da gab es hochmodern, westlich gekleidete, mit kurzen Röcken und Dauerwelle; die das eine Extrem darstellten. Das andere waren Frauen mit weißem Kopftuch und knöchellangen Mänteln aus dunklem Stoff. Dazwischen war alles vertreten, wenn ich auch den Eindruck hatte, daß die letztgenannte Gruppe überwog. Obwohl die Straßen eng waren und sich die Menschen aneinander vorbei drückten, fuhren auch noch vereinzelt schmale Traktoren mit rasantem Tempo durch die Gassen. Und das mit einer Selbstverständlichkeit, als wären sie auf einer Schnellstraße unterwegs. Allmählich ändert sich das Bild. Die Marktstände wichen den Geschäften in den überdachten Straßen des Bazars. Auch hier war das Angebot unüberschaubar, wich jedoch rein touristischen Attraktionen. Wie sehr hier mit Tourismus gerechnet wird, zeigt die Tatsache, daß in einem arabischen Bazar, jüdische und christliche Symbole gehandelt werden, als sei das Zusammenleben der drei Gruppen eine Selbstverständlichkeit. |
![]() Damaskus Tor ![]() Im Bazar ![]() Auf der Stadtmauer Hier gibt es mehr Bilder vom Spaziergang auf der Stadtmauer |
Stichwort: Yad Vashem
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Am Platz vor dem Jaffator haben wir den Bazar verlassen
und das Tor auch zum Aufstieg auf die Stadtmauer benutzt. Von dort konnte
man einzigartige Ausblicke auf Jerusalem genießen, sowohl auf die Altstadt,
als auch auf die Neustadt. Schmale Wege, glatte Steine und steile Treppen
waren unser Handicap und manch einer fragte sich, wie die Verteidiger
im 17 Jh. damit klargekommen sind. Zwischen Zionstor und Dungtor führte der Weg langsam wieder herab auf die "normale" Straße, die quasi auf die West- bzw. Klagemauer zuführte und nach einer kurzen Sicherheitskontrolle standen bzw. saßen wir vor ihr. Nachdem uns Joachim und Gisela etwas zum Stil und Aufbau erklärt hatten, und die Rufe nach dem Mittagessen immer lauter wurden, machten wir uns auf ins jüdische Viertel und verteilten uns dort zum Mittagessen. |
Auf dem Har Hazikaron (Hügel des Gedenkens)
befindet sich Israels zentrale Gedenkstätte für die im dritten
Reich ermorderten Juden.
Neben der 1957 errichteten Halle des Gedenkens, gibt es einen Saal mit den Namen der Opfer, eine Foto Ausstellung, ein Kunstmuseum, die Kindergedenkstätte sowie zahllose Skulpturen und Denkmäler. Im Tal der Gemeinden stehen Tafeln mit den Namen der Gemeinden, die von dem Naziregime ausgelöscht wurden. Die Allee der Gerechten ist Nichtjuden gewidmet, die unter Einsatz ihres Lebens, Juden gerettet haben. |
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Hiernach durchstreiften wir ganz kurz das jüdische Viertel mit dem Cardo, der alten römischen Hauptstraße, wo sich heute elegante Souvenierläden befinden. Im Eiltempo ging es dann zur Unterkunft zurück, wo wir quasi sofort in unsere Minibusse sprangen, um das kurze Stück nach Yad Vashem zu fahren. Yad Vashem war leider total überfüllt und so haben wir uns mehr danach gerichtet, wo es gerade leer war, als an Joachims Plan festzuhalten. So sind wir ziemlich schnell im Museum gelandet. An dieser Stelle über die persönlichen Eindrücke zu schreiben ist unmöglich. Die Erinnerung daran muß jeder für sich selbst bewahren. Am Ausgang waren die meisten sehr mitgenommen und wohl alle waren ziemlich froh, daß Joachim die weitere Teilnahme freistellte. So war die Gruppe, die noch durch das Childrens Memorial ging etwas dezimiert, aber am Ausgang nicht weniger beeindruckt. Im Memorial brannten in der Mitte fünf Kerzen. Durch Spiegel an allen Wänden wurden diese zu Millionen von Lichtern, die wie Sterne im Weltraum schienen. Dazu wurden die Namen der 1,5 Millionen, in der Shoah umgekommen Kindern verlesen. Nach Yad Vashem war das Programm des Tages zu Ende und der Abend wurde in kleinen Gruppen verbracht. |
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